Ich mach mein Ding

Ich mach mein Ding – so lautet mein Motto des Jahres 2020. Im Juli schreibe ich den Song und nehme am E-Piano die erste Version auf. Gewöhnlich fließt bis zur fertigen Aufnahme viel Wasser die Spree runter und ich finde tausend Gelegenheiten, Texte noch mal zu verändern und zu verbessern. Na ja, nicht ganz so viele! Zwischen Mitte August und Anfang Oktober bringe ich wirklich keinen Ton mehr über die Lippen. Es kommt mir vor wie eine Wäscheklammer, die meine Stimmbänder zusammenpresst. Ich klimpere nur noch auf dem Keyboard herum und komponiere Entspannungsmusik für den Hausgebrauch.

Als der Maskenlos-Song im Oktober eine Art Hype erlebt und ich zuerst mit Lob und dann mit Hass-Tiraden überschüttet werde, fühle ich mich motiviert, „Ich mach mein Ding“ zu arrangieren und ein weiteres Lied mit dem Titel Der Krieg ist aus zu produzieren. Plötzlich bin ich wieder voll im Flow und die Musik strömt nur so aus mir heraus.

Im Tonstudio finde ich mich mit Miguel zusammen – ebenfalls ein Musiker, der sich in diesen Zeiten für Freiheit und Eigenverantwortung engagiert und der mich Ende Mai mit einer DJ-Aktion vor der russischen Botschaft fast zu Tränen rührt. Im Maskenlos-Video auf BitChute sieht man davon eine Szene. Unser persönliches Kennenlernen folgt keine Woche später im Studio. Was für ein Zufall!

Ich mach mein Ding unterm Wasserwerfer

Wir laufen uns auch auf der Großdemo am 18. November vor dem Brandenburger Tür über den Weg. Kurz vorher hat mich ein Wasserwerfer der Berliner Polizei erwischt. Aber alles halb so schlimm. Am Morgen hatte ich die richtige Eingabe, den roten Lackmantel anzuziehen und nicht die Kunstpelzjacke. Nachdem ich mir die Kapuze über den Kopf gestülpt habe, werden nur die Hosenbeine nass.

Nach der kalten Dusche hebe ich mir die restlichen Szenen für den nächsten Tag auf. Ich genieße die herbstlichen Farben im Tiergarten und schlage vor dem Kanzleramt auf. In meinem Sichtfeld schleichen zwei Polizisten herum, schnell verschwinden sie hinter der nächsten Ecke. Dann nähert sich ein Mann, der mir lächelnd beim Videodreh zuschaut. Als ich fertig bin, kommen wir ins Gespräch. Er ist aus Stuttgart angereist, um bei der Demo vor dem Bundestag dabei zu sein. Im Musikvideo winke ich ihm zu, während ich vom Set weg radele. Gläubigen Zeugen Corinnas bleiben Begegnungen mit mir erspart. Vermutlich zu ihrem Glück, denn diese Worte könnten Teile der schlafenden Bevölkerung verstören:

Ich mach mein Ding

Die neue Mode dieser Zeit
in vielen Ländern ist der Lappen
Wenn du Mund und Nase zeigst,
bist du nackt
Du bist ein öffentliches Ärgernis
Du bist ein Exhibitionist
Du bist ein unsolidarischer Egoist
Doch ich verweigere diese Mode
Es lebe mein eigener Trend
Ich bleibe stehen,
wenn die Herde in den Abgrund rennt

Ich mach mein Ding, seit ich hier bin
Bin ungehorsam wie ein Kind
Mein Gehirn ist meine Kanzlerin
Ich mach mein Ding, denn ich bin frei
Ob rechts, links, rot, schwarz oder weiß
Ich bin die Königin in meinem Reich

Soll’n sie wirklich deine Gene
mit mRNA pieksen?
Und willst du Steuern spenden
für diesen Zweck?
Mein alter Computer war voller Viren
und stürzte ständig ab
Ich schmiss ihn aus den Windows in den Matsch
Doch unter dem Fenster grasen Schafe
Sie blöken: „Spritze her!“
Wenn du miau sagst,
kommt der Jäger mit dem Schießgewehr

Ich mach mein Ding …

Und ich ebne meine Wege
und ich singe dabei laut
Im Tal der Ängste bin ich die Hexe,
die sich Schlösser baut
Ich mach mein Ding

Ich mach mein Ding …

Sei du auch König oder Königin
in deinem Reich
Mach dein Ding

Seit dem 4. Dezember 2020 erhältlich als Download in Kombination mit „Der Krieg ist aus“.