2014 schaltete ich ab, wenn im Radio und Fernsehen „Atemlos durch die Nacht“ gespielt wurde. Helene Fischer hat zwar eine passable Stimme und die Komposition von Kristina Bach frisst sich sofort in den Hörkanal, mit trivial betextetem Popschlager kann ich aber genauso viel anfangen wie mit einem Groschenroman.
Was mir im Mai 2020 passiert, ist wohl Ironie des Schicksals. Ohne „Mund-Nasen-Bedeckung“ oder „Alltagsmaske“ sitze ich in einer Berliner S-Bahn. In dem Moment schießt mir die Zeile „Maskenlos durch die Stadt“ durch den Kopf. Ich notiere sie mir und höre dabei in Gedanken die Atemlos-Melodie.
Für die nächsten Stunden vergesse ich die Idee, bis sie mir am nächsten Morgen wieder in den Sinn kommt. Es ist Sonntag, ich liege noch im Bett und der Drang, den Text für „Maskenlos durch die Stadt“ zu schreiben, lässt mich nicht mehr los. Bevor ich aufstehe und frühstücke, führe ich mir Helene Fischers Musikvideo zu Gemüte und tausche Zeile für Zeile aus:
Wir ziehen durch die Straßen zu den Plätzen der Stadt
Es ist wieder Samstag und wir trotzen der Macht
Oho, oho
Ich zeige meine Lippen auch in der Bahn
Ich stehe an der Kasse oben ohne an
Oho, oho
Hab auch du ein bisschen Mut
Frische Luft tut uns so gut
Wir knutschen vor der Polizei
Das ist unsre Zeit
Maskenlos durch die Stadt
Bis das ganze Land erwacht
Maskenlos einfach raus
Ziehe Mund und Nase aus
Maskenlos durch die Stadt
Spür, was Frischluft mit uns macht
Maskenlos, bleib gesund
Öffne endlich deinen Mund
Wir feiern unser Leben, tausend Glücksgefühle
Wir wollen Grundgesetz und Demokratie
Wir sind heute viele und wir geh’n spazieren
Gib mir deine Hand und geh mit mir
Komm wir singen Lieder vor dem Bundestag
Wir tanzen auf dem Alex und vorm Kanzleramt
Oho, oho
Hundert Polizisten sind schon angerauscht,
errichten Barrikaden vor dem hohen Haus
Oho, oho
Dies ist unser bestes Jahr
Große Freiheit war mal da
Wir bekommen sie zurück
Glaube an das Glück
Maskenlos, Tag und Nacht
Bis das ganze Land erwacht
Maskenlos, virenfrei,
denn C*rona ist vorbei
Wir feiern unser Leben, tausend Glücksgefühle …
Zugegeben, heute würde ich das Wort „Grundgesetz“ gegen „Menschenrecht“ ersetzen, auch wenn sich an der Botschaft des Liedes dadurch nicht allzu viel ändert. Das Menschenrecht steht jedoch über jedem Gesetz.
Maskenlos = Ärgernis
Wie dem auch sei – mit meinem Helene-Cover ist es mir gelungen, bei zahlreichen KlardenkerINNEn für gute Laune zu sorgen. Am 2. Juni singe ich „Maskenlos durch die Stadt“ vor einigen hundert Menschen auf einer Bühne an der Siegessäule in Berlin. Andere spielen es in weiteren deutschen Städten und geben es sogar live zum Besten. Nachdem mehrere Anti-Masken-Flashmobs im Oktober einen Hype um das Lied ausgelöst und mir viel Lob eingebracht haben, lästert die Berliner Morgenpost darüber und YouTube löscht mein Musikvideo mit folgender Begründung:
„Auf YouTube sind keine Inhalte erlaubt, in denen der Nutzen des von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) oder lokalen Gesundheitsbehörden empfohlenen Social Distancing oder der Selbstisolation ausdrücklich infrage gestellt wird und die dazu führen könnten, dass Menschen sich nicht an diese Empfehlungen halten.“
Meine Reaktion: Ich lade den Clip erneut hoch und werde bis zur zweiten Löschung online von Trollen der Antifa belagert und beleidigt. Nun darfst du dir „Maskenlos durch die Stadt“ auf BitChute anhören.